Lange Zeit war das Open Directory Project DAS Webverzeichnis, in das eine jede halbwegs seriöse Webseite aufgenommen werden musste, um langfristig möglichst weit oben in den Suchergebnissen von Google und anderen Webseiten aufzutauchen. Ein Eintrag im DMOZ war wie eine Eintrittskarte in einen exklusiven Club: wer es geschafft hatte reinzukommen, genoss einen ausgezeichneten Ruf.
Doch gerade in den letzten drei Jahren hat sich das Feld der Suchmaschinenoptimierung immens verändert. Webverzeichnisse wie das Open Directory Project sind Relikte aus der Zeit des Web 1.0. Ursprünglich, vor der Zeit voll ausgereifter Internet Suchmaschinen, waren Webverzeichnisse für Nutzer eine wertvolle Möglichkeit durch das Internet zu navigieren. Doch seitdem Google, Bing und Co das Netz dominieren, haben Webverzeichnisse rapide an Bedeutung verloren. Heutzutage nutzt kaum noch ein Internetuser diese Verzeichnisse. Lediglich Webseitenbetreiber und Suchmaschinenoptimierer messen Webverzeichnissen wie dem DMOZ noch Bedeutung zu. Mit Recht?
Hinweis: Am 28. Februar 2017 hat AOL (ohne Erklärung) bekannt gegeben, dass das Verzeichnis zum 14. März 2017 endgültig geschlossen wird.
Skandale und die letzten Jahre
Da das DMOZ ursprünglich ein manuell gepflegter Webkatalog war, hatten Spammer und qualitativ minderwertige Webseiten kaum eine Chance aufgenommen zu werden, was dem Open Directory Project über die Jahre seinen guten Ruf einbrachte.
Während des letzten Jahrzehnts hat das DMOZ jedoch mehr und mehr von seinem guten Ruf eingebüßt. Zum einen gibt es diverse Kategorien die gar nicht mehr, oder nur noch sehr sporadisch, moderiert werden. Zum anderen gab es diverse Gerüchte laut denen für einen Eintrag minderwertiger Webseiten im DMOZ Geld geflossen sein soll. Diese kosteten dem Web-Directory nach und nach Teile seiner Glaubwürdigkeit und seines guten Rufes.
Google-Sprecher Matt Cutts Einstellung zum DMOZ
Nach den Algorithmus-Verschärfungen Googles (auch bekannt als Panda- und Penguin-Updates) in den letzten Jahren hat das DMOZ nun völlig an Bedeutung verloren.
Matt Cutts, der Sprecher von Google’s Spam-Team und Guru aller SEOs, hat auf die Frage, ob eine Webseite heute noch einen Eintrag im DMOZ braucht, eine eindeutige Antwort: dem DMOZ fällt nur noch geringer bis gar kein Stellenwert zu – schon gar nicht für das Ranking einer Webseite.
In seltenen Fällen werden Snippets aus dem DMOZ zur Darstellung eines Suchergebnisses auf Google benutzt. Dies geschieht allerdings nur wenn die betreffende Webseite z.B. durch einen entsprechenden Eintrag in der robots.txt für Crawler gesperrt ist.
Für das Ranking einer Webseite hat ein DMOZ-Eintrag jedoch keinen besonderen Nutzen. Der Backlink aus dem DMOZ wird wie ein normaler Backlink gezählt. Da das DMOZ einen sehr hohen Pagerank hat, ist dies natürlich ein wertvoller Backlink, hat aber im Gesamtkonzept sonst keinerlei positiven (oder negativen) Ranking-Einfluss.
Was ist aber mit den Snippets? Lohnt sich der Eintrag ins DMOZ nicht trotzdem?
Die Antwort darauf lautet ganz klar, nein. Jede halbwegs vernünftig optimierte Webseite sollte über Metatags wie ‚Title‘ und ‚Description‘ verfügen, damit Google sich erst gar nicht seine Snippets von anderen Quellen holen muss. Wer nun, wie Matt Cutts beschreibt, seine Webseite in der robots.txt für Crawler gesperrt hat, kann über einen Eintrag ins DMOZ nachdenken.
Allerdings stellt sich hier die Frage, ob es nicht vernünftiger wäre, zumindest die Startseite für Suchmaschinen-Crawler freizugeben, und nur bestimmte Unterseiten oder –verzeichnisse zu sperren. Crawler, die ein Sicherheitsrisiko darstellen weil sie beispielsweise Seiteninhalte auslesen und stehlen, werden sich ohnehin meistens nicht an die Vorgaben in der robots.txt halten. Daher sind hier ein Sperren unliebsamer Crawler über die .htaccess Datei und das Freigeben der Seite in der robots.txt optimierungstechnisch eine wesentlich bessere Lösung.
Da das DMOZ in vielen Kategorien nicht mehr gepflegt wird, macht es für Webseitenbetreiber mehr Sinn, Zeit in die Erstellung vernünftiger, gut formulierter Metadaten zu investieren. Dem Eintrag ins DMOZ sollte lediglich der Nutzen eines Backlinks zukommen – nicht mehr, und nicht weniger.